Ein wachsendes Problem für künftige Generationen.

Bei der Erzeugung von Atomstrom entsteht radioaktiver Atommüll. Die Kernspaltung generiert instabile Atomkerne, die sich ohne äussere Einwirkung in andere Kerne umwandeln und dabei Strahlung aussenden. Die durch den Prozess ausgestrahlte ionisierende Strahlung wird umgangssprachlich auch «radioaktive Strahlung» genannt.

Radioaktivität wird durch die Art der Strahlung (Alpha-, Beta-, und Gammastrahlung) und durch die Halbwertszeit (Zeitraum, in der radioaktive Strahlung auf die Hälfte abklingt) definiert. Da die Strahlungsabnahme exponentiell erfolgt, bleibt eine reduzierte radioaktive Belastung noch über Jahrtausende messbar.

Die Radioaktivität steckt in den Brennelementen.

Das natürliche Uranerz befindet sich in geringer Konzentration im Erdboden und ist radioaktiv. Für die Stromerzeugung wird es konzentriert, chemisch verändert und zu Brennstäben verarbeitet. Nach der Verwendung in einem AKW sind die verbrauchten Brennelemente hoch radioaktiv. Sie zählen zur Kategorie der hochradioaktiven Abfälle (HAA). In den AKW fallen aber auch andere, radioaktiv kontaminierte Abfälle wie Baustoffe, Geräte oder Schutzbekleidung an, die zusammen mit Abfällen aus der Medizin, Industrie und Forschung zur Kategorie der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle (SMA) zählen. Geht man von einer 60-jährigen Laufzeit der heute noch betriebenen AKW aus, werden gemäss der Nagra insgesamt 9’280 Kubikmeter verpackte hochaktive Abfälle  vorhanden sein. Rechnet man alle alphatoxischen, schwach- und mittelaktiven Abfälle dazu, ergibt sich ein Gesamtvolumen von 82'534 Kubikmetern verpackter radioaktiver Abfälle.  Während SMA den grösseren Teil dieses Volumens ausmachen, enthalten HAA 99.5% der Radioaktivität. Das Abfallproblem ist also nicht in erster Linie ein Problem des Volumens sondern der besonders gefährlichen Eigenschaften von HAA.

Tiefenlagerung gilt bisher als einzige Lösung.

Es gibt Forschungsansätze, die darauf zielen, die Radioaktivität von AKW-Abfällen zu reduzieren (Transmutation). Bisher ist die Machbarkeit für solche Verfahren im industriellen Massstab aber noch nicht absehbar.  Heute gilt die Tiefenlagerung der gefährlichen Abfälle in geologischen Formationen als einzige praktikable Lösung für das einzigartige Problem. Weil die Brennelemente noch viele Jahre nach ihrer Entnahme aus dem Reaktor Wärme abstrahlen und über Jahrhunderttausende radioaktiv bleiben, sind die Anforderungen an ein Tiefenlager für AKW-Abfälle einzigartig. In der Schweiz muss das entsprechende Tiefenlager für den unvorstellbaren Zeitraum von 1 Million Jahren sicher bleiben. Schon allein bis die Radioaktivität der Abfälle auf ein Niveau abgeklungen ist, die mit der Radioaktivität von natürlich vorkommendem Uran vergleichbar ist, vergehen laut Angaben der Nagra 300'000 Jahre, also ungefähr gleich viel Zeit, wie zwischen uns und dem allerersten homo sapiens vergangen ist.

Unser radioaktiver Abfall ist ein Problem für kommende Generationen.

Unser radioaktiver Abfall ist ein Problem für kommende Generationen. Bisher ist weltweit noch kein Tiefenlager für HAA aus Atomkraftwerken in Betrieb, es bestehen aber verschiedene Projekte. Das Tiefenlagerprojekt in Finnland ist am weitesten fortgeschritten – erste Abfälle sollen 2025 tief im finnischen Granitgestein deponiert werden. Anders als Finnland, setzt die Schweiz auf Tongestein. Um das Jahr 2030 soll in der Schweiz die Rahmenbewilligung für ein Tiefenlager erteilt werden, um das Jahr 2060 plant man heute den Beginn der Einlagerung und irgendwann um das Jahr 2125 soll das Lager endgültig verschlossen werden. Dieser Zeitplan gilt als optimistisch. Selbst wenn er eingehalten werden kann, macht er eines deutlich: Die Generationen, die sich um den radioaktiven Abfall kümmern müssen, sind nicht mehr die gleichen, die den Atomstrom genutzt haben. Der Betrieb von Atomkraftwerken steht damit in eklatantem Widerspruch zum Ziel, eine nachhaltige Entwicklung hin zu mehr Generationengerechtigkeit anzustreben.

Die SES sagt:

Für die vorhandenen Abfälle braucht es Lösungen, die es den kommenden Generationen ermöglichen, das Problem auf der Basis künftiger Erkenntnisse zu entschärfen oder auf Unfälle zu reagieren. Falls der Atommüll tiefengelagert wird, muss insbesondere dessen Rückholung zwingend möglich sein. Offene, ungelöste Fragen, insbesondere im Bereich der Langzeitsicherheit, der Überwachung sowie der Rückholung und Markierung müssen zeitnah geklärt werden. Der Betrieb von AKW sorgt für massive Generationenungerechtigkeit. Auch wegen dem anfallenden Atommüll kommen Atomkraftwerke als Stromquelle nicht mehr infrage.

Leiterin Fachbereich Atomenergie

Stephanie-Christine Eger

Leiterin Fachbereich Atomenergie
+41 44 275 21 20
stephanie.eger@energiestiftung.ch

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